Bild: Bring Me The Horizon [Offizielles Pressebild]
Bring Me The Horizon gehören heute zu den Giganten des Metalcore, überraschen aber dennoch immer wieder mit ihren experimentierfreudigen Alben. Wir widmen uns hier ihrer kompletten Bandgeschichte, ihren Überzeugungen und den Einflüssen, die sie zu den heutigen BMTH gemacht haben!
Schon seit 2004 sind Bring Me The Horizon in der Musikszene unterwegs und können eine wirklich steile Karriere vorweisen. Wie die zustande kam, obwohl die ersten Bandideen noch komplett ohne Spielkenntnisse irgendwelcher Instrumente entstanden, klären wir hier auf, von Anfang an bis heute!
Wie alles begann…
Sheffield, März 2004. Dort haben sich die ersten Mitglieder von Bring Me The Horizon zusammengetan, obwohl der Bandname nicht sofort existierte. Oli Sykes als Sänger, Matt Kean als Bassist, Matt Nicholls als Schlagzeuger und Lee Malia als Lead-Gitarrist und Curtis Ward als Zweitgitarrist - ein Großteil ihrer Besetzung ist bis heute bestehen geblieben. Vorher waren sie bereits in anderen Metal- und Rockbands aktiv, aber mit diesem Projekt wurde es richtig ernst. Matt Nicholls und Oli Sykes kannten sich längst und besuchten gemeinsam Punk Shows in ihrer Gegend, hatten aber erstmal überhaupt keine Ahnung vom Instrumente spielen. Sykes war zuvor mit ihm und seinem Bruder in einer Pseudo-HipHop-Band namens “Womb 2 Da Tomb” und in der Metalband "Purple Curto”. Schon zu dieser Zeit entstand auch sein Pseudonym Olisaurus, unter dem später Solo-Projekte veröffentlicht werden sollten. Malia hatte eher Interesse an Thrash und Death Metal Bands und spielte ursprünglich in einer Metallica Tribute Band. Alle zusammen waren sie im Alter von nur 15-17 Jahren.
Die ersten Aufnahmen der Band waren ein Demo-Album: Bedroom Sessions. Sie wurden die erste Band überhaupt, die bei dem Indie-Label Thirty Days of Night Records aus England unter Vertrag genommen wurde. Dort erschien ihre erste EP This Is What The Edge Of Your Seat Was Made For noch in ihrem Gründungsjahr - das Werk wurde an nur zwei Wochenenden in den Pristine Studios geschaffen. Daraufhin wechselten sie zu den Visible Noise Records, die die EP neu veröffentlichten und ihnen auf Platz #41 in den offiziellen britischen Charts verhalfen. Ihr erstes Album Count Your Blessings erschien dort 2006. Dafür wurden drei Demo-Songs neu aufgenommen - die ganze Produktion war allerdings mit Sauftouren ohne Ende verbunden.
Wir waren jede Nacht unterwegs, einfach wie normale 18-Jährige.
Das Debüt schaffte es auf Platz 93 der offiziellen britischen Charts und wurde im Folgejahr auch in den USA veröffentlicht. Trotzdem polarisiert die Band, wie viele Bands der frühen 2000er, sehr stark mit ihrem Sound und ihrem Look. Außerdem fanden erste Touren mit Bands wie Killswitch Engage (was deren Fans gar nicht gut fanden) und I Killed the Prom Queen statt, mit Shows in Großbritannien, Nordamerika und Australien.
Ab Suicide Season
Neue Musik war schon 2008 in Arbeit, wobei die Produktion diesmal in Schweden zusammen mit Fredrik Nordström (Arch Enemy, Dimmu Borgir, etc.) stattfand. Weitere Auftritte auf der Abschiedstour von I Killed The Prom Queen folgten, dann erschien endlich das zweite Studioalbum Suicide Season. Headliner-Auftritte in den USA und populäre Festivals wie die Vans Warped Tour zeigten, dass die Band sich auf dem richtigen Weg in die Core-Szene befand. Allerdings kam es nun auch zu einer ersten Veränderung in der Besetzung, denn 2009 war die BMTH-Reise für Curtis Ward zu Ende. Er habe zu wenig zum Songwriting der Album-Produktionen beigetragen, keine Motivation für Live-Shows gehabt und auf der Taste of Chaos Tour habe sich zusätzlich eine Distanz zwischen den Mitgliedern entwickelt.
“Er hatte einfach keinen Input.”
- Matt Nicholls
Jona Weinhofen (ehemals Bleeding Through) wurde BMTH-Gitarrist und war schon für die Remix-Edition von Suicide Season dabei. Was als Idee für einen einzelnen Song startete, artete in ein ganzes Album namens Suicide Season: Cut Up! aus, deren Remixe allerdings nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Sound zu tun haben. Dafür haben alle involvierten Musiker ordentlich Kreativität hineingesteckt, darunter Skrillex und Shawn Crahan von Slipknot!
Durch die Epitaph Records wurden Veröffentlichungen in den USA möglich, die Bring Me The Horizon noch mehr Reichweite verschafften. 2010 kam das nächste Album raus: There Is a Hell Believe Me I've Seen It. There Is a Heaven Let's Keep It a Secret. Auf #13 der britischen Album Charts und als Gewinner des Kerrang!-Awards für das “Beste Album” war das Album erfolgreich und hatte mehrere Touren zur Folge, wobei der richtige Durchbruch erst mit ihrem Album Sempiternal gelang, das 2013 erschien. Es wurde über Sony Music Entertainment, bzw. von den RCA Records veröffentlicht und bis heute in mehreren Ländern mit Goldenen Schallplatten ausgezeichnet. Die höchste Chartplatzierung erreichte es in ihrer Heimat mit #3, aber auch in den USA und Deutschland war es weit oben auf der Liste. Obendrein gewann Sempiternal den Alternative Press Music Award für das Album des Jahres. Da zahlte sich die ausgiebige Arbeit an diesem Werk definitiv aus.
Allerdings hatte Jona Weinhofen Anfang des gleichen Jahres die Band verlassen, kurz nachdem Jordan Fish als neues Mitglied angekündigt wurde. Als Erklärung gab Oli Sykes gegenüber Impericon:
"Eine Ansammlung verschiedener widersprüchlicher Dinge. Ich meine, er hatte einfach andere Ansichten als wir, und wir hatten das Gefühl, dass er starke Meinungen und Ansichten hatte, die er unserer Meinung nach unseren Fans aufzwingen wollte, was vielleicht einige entfremdet hat. Wir hatten ihn gebeten, damit aufzuhören, aber er tat es nicht. [...] Seine Band I Killed The Prom Queen wurde immer populärer und nahm ihm zunehmend Zeit von Horizon weg [...] und es gab eigentlich kein böses Blut"
Jordan Fish übernahm neben Keyboard und Background-Gesang auch einen großen Teil im Songwriting und Produktionsprozess der Band. Nach Sempiternal traten BMTH auf verschiedenen großen Festivals in Deutschland auf, wie Rock am Ring und Rock im Park, plus mehrere Konzerte und Touren mit Bands wie A Day To Remember, Motionless In White und Of Mice & Men.
Weiter ging es in der That’s The Spirit-Ära. Das Album erschien 2015 und wurde noch häufiger verkauft als der Vorgänger, zu sehen an Goldenen Schallplatten (Deutschland, USA) und sogar Platin in Großbritannien, wo sich das Album 51 Wochen in den Charts hielt mit der Höchstplatzierung #2. 2015 waren BMTH außerdem im Deutschen Fernsehen in der Sendung Circus HalliGalli auf ProSieben zu sehen, wo sie live ihren Song “Throne” spielten.
Der Sound der Gruppe wurde mit jedem Album experimenteller, was Amo von 2019 nur bestätigte. So richtig aus dem Blauen heraus kam dann allerdings das Werk mit dem wundervollen Titel Music to Listen to~Dance to~Blaze to~Pray to~Feed to~Sleep to~Talk to~Grind to~Trip to~Breathe to~Help to~Hurt to~Scroll to~Roll to~Love to~Hate to~Learn Too~Plot to~Play to~Be to~Feel to~Breed to~Sweat to~Dream to~Hide to~Live to~Die to~Go To, das im Dezember 2019 eine Reihe Remixe präsentierte, zusammen mit Features von Künstlern wie Halsey.
Nach diesem überraschenden Album kündigten Bring Me The Horizon 2020 ein mehrteiliges Album-Projekt namens “Post Human” an, dessen erste Veröffentlichung im Oktober herauskam. POST HUMAN: Survival Horror wurde dann 2024 um POST HUMAN: NeX GEn ergänzt.
Stil-Experimente: Die Meinung der Band
Mit Count Your Blessings hatten Bring Me The Horizon noch einen entschieden im Deathcore angesiedelten Sound, doch seither ist ihre Musik durch viele Phasen der Entwicklung und Experimente ein Mix aus Einflüssen unterschiedlichster Genres. Zuerst ging diese Entwicklung in Richtung Metalcore, aber mittlerweile haben auch Alternative Rock, Metal und Electro-Pop Einzug in ihre Musik gefunden. Als Inspiration nennt die Band zum Beispiel Linkin Park. Natürlich hat diese stete Veränderung neue Fans angezogen, aber auch alte Fans unglücklich gestimmt. Das Experimentieren ist allerdings ein wichtiger Faktor für Oli Sykes und seine Bandkollegen. In einem Interview sagte er diesbezüglich:
Ich denke, wir würden lieber Fehler machen und experimentieren und Dinge tun, die noch nie zuvor gehört wurden, und diese Risiken eingehen, als einfach auf Nummer sicher zu gehen und zu sagen: 'Ja, das wird erfolgreich sein.'
Vor allem seit “Post Human” finden sich wieder vermehrt Metalcore-Elemente in den Songs, was ein klares Zeichen ist, dass BMTH ihre Wurzeln nicht vergessen haben und die harte Musik immer noch selbst feiern.
Was den Songwriting-Prozess in der Band anbelangt, so schreiben meist Oli und Lee die ersten Ideen für Melodien und Riffs, bevor das ganze mit der DAW, meist Pro Tools, aufgenommen wird. Jordan Fishs nächster Part sind dann die Drums und die Synths, woraufhin das ganze erstmal bis zum nächsten Tag liegen gelassen wird. Beim nächsten Reinhören können dann schlechtere Stellen aussortiert und dafür neue Parts aufgenommen werden. So wird ein Song immer weiter mit Feintuning verbessert, bis das ganze Lied für die Band gut klingt.
Die Idee für den Bandnamen
Als Bring Me The Horizon noch keinen richtigen Bandnamen hatten, schrieben sie einen Songtext, in dem sie ein Zitat verwendeten, und zwar aus dem ersten Teil von “Fluch der Karibik”. Das Zitat lautet auf Englisch:
“And bring me that Horizon”
In der deutschen Version ist es: “Und bring mich an den Horizont.” Die etwas abgeänderte Variante wurde dann zum Bandnamen erklärt, obwohl die Bandmitglieder nicht unbedingt riesige Fans von dem Film seien, wie Matt Nicholls 2023 in einem Interview mit Impericon erzählt.
“Aus irgendeinem Grund fiel es uns einfach auf und wir dachten, wir sollten unsere Band so nennen, also haben wir das gemacht. Wir sind keine großen Fans von 'Fluch der Karibik' oder so etwas, aber ich denke, es bedeutete einfach diese Art Stimmung, in der wir waren, als wir jung waren. Wir wollten einfach die Welt bereisen und herumziehen, Dinge tun und sehen, und ich denke, es hat irgendwie eingefangen, wie wir uns fühlten, jung zu sein, in einer Band zu sein und mehr aus unserem Leben machen zu wollen [...]"
Das Bandlogo
Das Hexagramm, das häufig auf Bring Me The Horizon Merch zu finden ist, hat die Band seit ihrer Single “Antivist” vom Album Sempiternal genutzt. Matt Nicholls ist der Zuständige für das Merch der Band und ist dem Symbol als Design-Option sehr zugetan.
Bild: BMTH Hexagramm Logo
Einstellung zu älteren Songs aus der Diskographie
Es ist eine der am häufigsten aufkommenden Fragen im Bezug auf Bring Me The Horizon: Warum spielen sie ihre alten Songs nicht mehr? Die Antwort ist ziemlich einfach. Die Band findet ihre älteren Alben einfach nicht mehr gut. Natürlich hängt vor allem bei Fans der ersten Tage eine Menge Nostalgie an Veröffentlichungen, die vor Sempiternal herauskamen. Aber die Chance, diese Tracks nochmal live zu hören, ist ziemlich gering. Auf die direkte Frage, ob alte Songs gespielt werden, antwortete Matt Nicholls im Interview mit Impericon:
"Nicht, wenn wir es verhindern können."
Das ist eindeutig. Aber er holt noch weiter aus:
"Ich meine, wir haben uns weiterentwickelt, wir sind weit davon entfernt, diese Lieder zu spielen. Das ist nicht mehr wirklich das, worum es bei der Band geht. Wir haben bessere Lieder, verstehst du? Die Leute fragen uns immer, ob wir diese alten Lieder spielen können, und sie wollen die schlechtesten Lieder hören, aber wir haben bessere Lieder."
Überzeugungen der Bandmitglieder
Schon als er 16 Jahre alt war, entschied sich Oli Sykes, Vegetarier zu werden.
“Es war, als ich zu einer meiner ersten Hardcore-Punk-Shows in einem Pub ging. Dort war ein Mädchen mit einem PETA-Stand, das Flyer verteilte, und sobald ich mir einen ansah, machte es einfach Klick. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, dass ich als jemand, der sich selbst als Tierliebhaber sieht, Tiere esse. Ich beschloss, sofort Vegetarier zu werden.”
Den Schritt zur veganen Ernährung machte er 15 Jahre später, was er vor allem aufgrund der Touren mit Bring Me The Horizon zeitweise schwierig fand. Die Lösung waren häufig einfach Pommes. Mit der Zeit sei dies allerdings einfacher geworden.
Seine Überzeugungen lebt Sykes auch wirklich aus. Häufig gab es Zusammenarbeiten mit PETA, und bei seinem selbst gegründeten Modelabel Drop Dead Clothing gab es Designs mit dem Aufdruck “Meat Sucks”. 2018 eröffnete er zudem ein Restaurant mit komplett veganem Menü namens Church - Temple Of Fun in Sheffield. Doch er ist nicht der einzige in der Band, denn auch Matt Kean ist Veganer.
Oli Sykes und Jordan Fish bestiegen 2017 gemeinsam für einen guten Zweck den Kilimandscharo. Die gesammelten Spenden wurden an eine Spezialklinik für Kinder gespendet, auf der auch der Sohn von Jordan Fish auf der Intensivstation lag.